„Corona juckt mich nicht – dafür sorgt der Eichenprozessionsspinner“

Björn Dewitt, Baumpflegezentrale, im Gespräch mit dem Wifo Greven

Björn Dewitt, Baumpflegezentrale im Gespräch mit dem Wifo Greven

Björn Dewitt, Baumpflegezentrale

„Epsis“ - so nennen Dewitt und seine Mitarbeiter den Eichenprozessionsspinner liebevoll.

Während das Coronavirus seit Anfang des Jahres den Alltag vieler Grevener Unternehmen bestimmt und nahezu täglich für neue Entwicklungen und damit einhergehende Maßnahmen sorgt, hängt auch Björn Dewitt von der Baumpflegezentrale in den Seilen. Allerdings völlig freiwillig:

Der 43-Jährige ist European Treeworker, FLL-zertifizierter Baumkontrolleur und ökologischer Baubetreuer. Vor 20 Jahren hat er sein Unternehmen, die Baumpflegezentrale, in Münster gegründet (wer genau hinsieht, erkennt im Unternehmenslogo den Aasee). Seit sechs Jahren hat er seinen Wohn- und Arbeitssitz jedoch in Greven.

Dewitt und seine zehn Mitarbeiter führen individuelle Baumpflege durch, behandeln Baumkrankheiten und bekämpfen Schädlinge. „Einen sehr großen Anteil unserer Arbeit nimmt die Erstellung von Baumgutachten ein. Wir begutachten Bäume hinsichtlich ihrer Verkehrssicherheit, Standsicherheit und Vitalität.

Dabei sind wir immer pro Baum und versuchen möglichst jeden einzelnen Baum zu erhalten“, so der Baumexperte. Baumfällung sei immer die letzte Option.

Ursprünglich wollte der gelernte Schornsteinfeger Förster werden. Zumindest sein eigenes Jagdgebiet und zwei Jagdhunde hat er inzwischen. Durch die Bundeswehr kam er zum Klettern, war in Bad Reichenhall stationiert und dort in der Höhenrettung tätig. „Dort haben wir Touristen vom Berg oder aus der Klamm geholt“, berichtet Dewitt.

Der Job als Baumkletterer ist kein Ausbildungsberuf. Durch Zufall ist er selbst zum Quereinsteiger geworden und danach nicht mehr aus den Baumkronen zu bekommen gewesen. „Außergewöhnliches machen wir fast jeden Tag, aber alles sei kalkulierbar“, erklärt Dewitt. Wichtig sei, keine Hektik: „Wir pflanzen schließlich keine Stiefmütterchen.“

Dank der Seilklettertechnik erklimmen die Mitarbeiter problemlos jeden Ast. Bis zu zwei Tonnen kann das Team der Baumpflegezentrale mit Manpower und professionellen Seilbahnsystemen abseilen. Der eigene Maschinenpark mit Hubsteiger und Co. ist für alle Eventualitäten ausgestattet: Mit schwerem Gerät kommen sie 23 Meter in die Höhe und können durch Lücken von gerade einmal 87cm Breite am Boden fahren. Die Baumpflegezentrale arbeitet für Städte und Kommunen. Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster zählt ebenso zum Kundenstamm wie sämtliche Bundeswehrkasernen im Münsterland. Auch zahlreiche Gewerbekunden und private Auftraggeber setzen auf die Baumpflegezentrale – in Spezialfällen ist die Expertise sogar bundesweit gefragt.

Von Mai bis August bleiben die Motorsägen stehen, denn den Sommer bestimmen die „Epsis“. So nennen Dewitt und seine Mitarbeiter den Eichenprozessionsspinner liebevoll. Schädlingsbekämpfung steht dann
auf der Tagesordnung. Von morgens bis abends saugen die Baumkletterer in voller Schutzmontur die prall gefüllten Nester des Eichenprozessionsspinners ab. Rekord aus der vergangenen Saison sind 150 Nester in nur einem Baum.

Für Kunden, die nach chemischen Lösungen gegen den EPS fragen, arbeitet Björn Dewitt nicht. „In einem Baum leben um die 300 verschiedenen Insekten. Mit Pestiziden würden wir nicht nur den Eichenprozessionsspinner, sondern auch alle anderen Lebewesen töten. Es gibt eh schon zu wenig Insekten. Außerdem ist jeder Baum ein Lebewesen – und die bearbeitet man nicht mit Pestiziden“, betont Dewitt. Das Absaugen der Nester sei die einfachste Lösung – effizient und effektiv zugleich. Gearbeitet wird dabei mit speziellen Filtern. Im vergangenen Jahr hat die Baumpflegezentrale rund 3,5 Tonnen abgesaugte Nester zur Müllverbrennung gegeben.

Corona beeinflusst den Arbeitsalltag der Baumpflegezentrale übrigens kaum. „Corona juckt mich nicht – dafür sorgt der Eichenprozessionsspinner“, erklärt Dewitt lachend. Sein Tipp gegen den Juckreiz: „Salben
mit 99% Aloe Vera, bloß kein Kortison. Ich habe mit Corona nur ein Problem, wenn meine Mitarbeiter wegen Quarantäne oder Krankheit ausfallen würden.“ Falls jemand einen Baumpfleger oder Baumkletterer kennt, der eine neue Herausforderung sucht: „Wir haben irre viel zu tun und können wirklich jede Hilfe gebrauchen“, sagt Dewitt.

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15.11.2024 - 18:30
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